MYTHOS KANAREN
EINE REISE DURCH DIE MYTHEN DER KANARISCHEN INSELN
Die Inselgruppe im Atlantik verfügt nicht nur über ganzjährig angenehmes Klima, unberührte Sandstrände und tausende Meter hohe Vulkane, sondern ist auch die Heimat sagenumwobener Geschichten. Historische Gebäude, Museen und nicht zuletzt die Natur zeugen heute von der bewegten Vergangenheit des Archipels, in der auch zahlreiche Legenden und Märchen entstanden sind. Sie handeln von schicksalhafter Liebe, altehrwürdigen Bauten und geheimnisvollen Lichtern – und zeigen eindrucksvoll, wie vielfältig die Folklore auf den Kanaren ist
Bilder: © Tourismo de Islas Canarias
LANZAROTE: DIE VEREINIGUNG VON ALOE UND VERA
Die berühmteste Legende Lanzarotes handelt von dem Liebespaar Aloe und Vera. Die Geschichte der Beiden geht auf das frühe 17. Jahrhundert zurück, als mehrere heftige Vulkanausbrüche die Insel verschütteten und so unter anderem den heutigen Timanfaya-Nationalpark schufen. Einer der Vulkane brach am Tag der Hochzeit von Aloe und Vera unvermittelt aus. Durch die Luft fliegende Lavasteine und Asche regneten auf die Festgemeinde herab – so wurde auch die Braut von einem Felsbrocken begraben und starb an Ort und Stelle. Aloe eilte herbei, um seine Liebste aus den Trümmern zu retten, doch es war bereits zu spät. Als er bemerkte, dass Vera tot war, rannte er fort und stürzte sich in das Innere des Vulkans. Das Vermächtnis der beiden wirkt der Legende zufolge bis heute nach: Der Timanfaya-Nationalpark ist, neben seiner marsähnlichen Landschaft, besonders für die vielen Aloe- Vera-Pflanzen bekannt, die in diesem Gebiet wachsen.
FUERTEVENTURA: DIE LICHTER DER TOTEN SEELEN
Die Volkslegende des mysteriösen La Luz de Mafasca, zu Deutsch Licht von Mafasca, stammt aus Fuerteventura. Die Geschichte handelt von einer Gruppe Hirten, die die Insel auf der Suche nach Feuerholz durchkämmten und dabei auf ein kleines Holzkreuz stießen. Blauäugig nahmen sie das Kreuz mit und verbrannten es sogleich zusammen mit weiteren Ästen in einem großen Feuer. Was sie nicht wussten: Das Kreuz war einst auf dem Friedhof von Mafasca errichtet worden und markierte die Stelle, an der ein geliebter Verstorbener lag. Als das Kreuz im Kreise der Hirten in Flammen aufging, stieg plötzlich ein seltsames Licht aus der Asche empor, als hätte des Feuer ein Eigenleben. Entsetzt flohen die Hirten, die der festen Überzeugung waren, die Seele des Verstorbenen in den Flammen gesehen zu haben. Bis heute sind auf Fuerteventura – seltener auch auf anderen Inseln des Archipels – in stillen und dunklen Nächten manchmal ähnliche Lichterscheinungen zu sehen.
LA GOMERA, GRAN CANARIA UND TENERIFFA: KUNSTVOLLE BAUWERKE AUS LÄNGST VERGANGENER ZEIT
Aufgrund der einzigartigen Lage der Kanarischen Inseln im Atlantischen Ozean wurde dem Archipel im Laufe der Geschichte eine wichtige militärstrategische Rolle zuteil. Daher gibt es auf den Inseln eine Vielzahl an gut erhaltenen Militärgebäuden – viele von ihnen können heutzutage besichtigt werden. Auf La Gomera befindet sich mit dem Torre del Conde die einzige erhaltene mittelalterliche Burg des Archipels, die 1450 fertiggestellt wurde. Auf Gran Canaria können Kulturinteressierte das Castillo de La Luz besichtigen, eine Festung aus dem 15. Jahrhundert, die heute ein Museum beherbergt. Auf Teneriffa wiederum lässt sich die alte Festung San Juan Bautista bestaunen, die 1644 aus Basaltstein erbaut wurde und heute das am besten erhaltene Militärgebäude Teneriffas ist. Sie befindet sich in perfektem Kontrast direkt neben dem modernen Opernhaus Auditorio de Tenerife, das als neues Wahrzeichen der Insel gilt. ≡